Leiden Sie möglicherweise unter Bindungsangst?

Bei der Bindungsangst handelt es sich um eine Schwierigkeit, sich auf eine intime Beziehung einzulassen. Bindungsangst kann sehr unterschiedliche emotionale sowie verhaltensspezifische Ausdrucksweisen annehmen:

  • Partner, die sich für einen interessieren, uninteressant finden
    Immer auf der Suche nach dem idealen Partner oder nach dem ewigen “Verliebtheitsgefühl” sein
  • Nur ungern persönliche Informationen über sich selbst dem anderen mitzuteilen
  • Plötzlich aus keinem klaren Grund jemanden, den man mochte, nicht mehr attraktiv finden oder eher lästig finden
  • Beziehung eher mit Verpflichtung und Druck verbinden
  • Sein Leben so organisieren (beispielsweise durch Arbeit oder andere Verpflichtungen), dass intensivere Bindungen schwer entstehen und/oder aufrechterhalten werden können
  • Nur kurze und oberflächliche Partnerschaften angehen
  • Sich eher für Menschen in festen Beziehungen interessieren

Wie entwickelt sich Bindungsangst?

Menschen, die viel Angst erleben, wenn sie eine Beziehung angehen, haben meistens gute Gründe dafür, wenn man ihre vergangenen Beziehungserfahrungen in Betracht zieht. Möglicherweise gab es wichtige Bezugspersonen, die einen in Stich gelassen oder in irgendeiner Form missbraucht haben, sodass man früh im Leben gelernt hat, dass es nicht sicher ist, jemanden so nah an sich heranzulassen. Oder es kann auch eine emotionale Vernachlässigung sein, die wir als Kind und häufig noch als Erwachsener nicht als solches wirklich anerkennen, weil wir es nie anders kennengelernt haben. Somit kann eine gesunde, ausgeglichene erwachsene Beziehung, in der man sich immer wieder mal an den Partner anlehnen kann und sich fallen lassen kann, so ungewohnt sein, dass man mit großem Unbehagen darauf reagiert und möglicherweise den anderen wegschiebt, weil man eher im Alleinsein eine Art vertraute Sicherheit erlebt, auch wenn die Bindungsbedürfnisse in dieser Form nie ausgelebt werden können.

Wie funktioniert die Therapie bei Bindungsangst?

Die Sicherheit einer therapeutischen Beziehung kann ein sehr positives Gegengewicht darstellen. Die Zusammenarbeit mit einem Psychotherapeuten kann einem dabei helfen, die Gründe für die eigene Bindungsangst zu analysieren, die Bedingungen, die die Muster aufrechterhalten besser zu verstehen beispielsweise die Annahmen in Bezug auf andere Menschen, uns und Beziehungen allgemein. Darüber hinaus kann es eine nützliche, häufig nötiger erster Schritt sein, sich auf Beziehungen einzulassen, wenn man sich jemandem gegenüber öffnet, der erfahren ist in der Durchleuchtung von Beziehungs- und Interaktionsmustern. Somit kann die therapeutische Beziehung ein Sprungbrett sein, um sich mehr zu trauen, und die Fähigkeiten dazu zu entwickeln, befriedigende Beziehungen außerhalb des Therapieraums herzustellen. Weitere therapeutische Schritte müssen auf einer emotionalen und nicht nur intellektuellen Grundlage wirken. Beispielsweise kann man mit Vorstellungsübungen arbeiten, die es ermöglichen neue Gefühle in Zusammenhang mit Nähe kennenzulernen, um die häufig eingeübten Ängste allmählich mehr zu beruhigen.